Großes Interesse für die Präsentation von Marcel Thielitz in der METIS
von Johann Haslauer
Der Verkehr stellt für die Bewohner des Nikolaviertels ein großes Problem dar, das wurde in der METIS am 22. Okt. 2025 wieder deutlich.
Die AGs 1/3 der Sozialen Stadt Nikola hatten zu einem Vortrag des jungen Bruckberger Urbanisten Marcel Thielitz eingeladen, der im Rahmen seiner Master Thesis „Begegnungsort Nikolaviertel. Wie
Vernetzung das Viertel belebt“ im WS 2024/25 eine Leitidee für die Bewältigung des Durchgangsverkehrs im Viertel entwickelt hat, die eine Verbesserung des Wohnumfelds für die Bewohner des Quartiers
erbringen könnte. Er schlägt darin vor, das aus Barcelona bekannte Konzept der „Superblocks“ für das Nikolaviertel anzuwenden und mit dieser Vermeidung der Schleichverkehre eine allgemeine
Verkehrsberuhigung und Verbesserung der Aufenthaltsqualität zu ermöglichen.
Claudia Hahn begrüßte als Hausherrin des neuen METIS-Begegnungsraums im Rückgebäude des Jägerwirts knapp 50 Anwesende, darunter acht
Stadträte. Auch die neue Leiterin der Stadtplanung, Schulleiterinnen der umliegenden Schulen und Vertreter anliegender Firmen waren der Einladung gefolgt. Willi Forster von der AG1 der Sozialen Stadt
Nikola machte in einer kurzen Präsentationen mit den bisherigen Aktivitäten der Arbeitsgemeinschaften im Rahmen der Bürgerbeteiligung bekannt und Johann Haslauer erzählte, wie es zur gegenwärtigen
Situation kam. Er wies darauf hin, dass gegenwärtig auch der STEP2040-Prozess in Bewegung sei, wobei aber ein Stadtteil als Akteur nicht die entsprechende Berücksichtigung finde.
Der 20-min-Powerpoint-Vortrag von Marcel Thielitz konnte einige der Anwesenden nicht überzeugen; zu sehr ging es schnell in die
„kleinen Räder“, die mit dem „großen Rad“ des Gesamtkonzepts nicht gleich kompatibel waren (Markus Stenger). Er schlug ein Folgetreffen vor, bei dem anhand eines Gesamtplans die einzelnen Teilwünsche
eingetragen werden sollten, um dann daran weiterzuarbeiten.
Eine Reihe von Detailproblemen mit höherer Priorität:
- Als naheliegendstes Problem gelte es, die Fahrradstraße Papierer-/Nikolastraße anzugehen, die in der gegenwärtigen Nutzung eine
tatsächliche Gefahr für die vielen Schulkinder darstelle (Hedwig Borgmann). Dazu wurden auch die engen Bürgersteige in der Wagnergasse und Karlstrße angesprochen (Christoph Rabl). Mit einer
Reduzierung des Durchgangsverkehrs würden auch die Schulwege wieder sicherer werden, so dass in der Folge weniger Kinder zur Schule gefahren werden müßten. Um dahin zu kommen, müßte der Verkehr dort
weniger attraktiv gemacht werden. Und dafür müßten auch die eingeprägten Sehgewohnheiten geändert werden.
- Das Wachstum der Stadt ist ein großes Thema (Norbert Hoffmann), das besonders im Nikolaviertel sichtbar wird. Die beklagte Situation
wird sich mit der zunehmenden Verdichtung weiter verschlechtern.
- Ohne Parkraumregulierung wird das nichts. Das Viertel sei auch kein reines Wohnquartier. Als Ursache der Probleme wird nicht nur die
Berufsschule gesehen, sondern auch die Häufung von weiteren öffentlichen Einrichtungen mit Publikumsverkehr, u.a. Agentur für Arbeit (Ursula Weger).
- Eine große Herausforderung ist zu erwarten, wenn bei einer längeren sanierungsbedingten Sperrung des Tunnels die Umgehung der
Innenstadt temporär neu geregelt werden muss. Es bleibe vielleicht gar keine andere Lösung als die Ausweisung von Einbahnstraßen, wie das auch Willi Forster bereits im letzten Sommer für die
Wagnergasse / Karlstraße beantragt hat. Hinzu kommt, dass mit Beginn einer größeren Baustelle in der Wagnergasse (möglicherweise schon im kommenden Jahr) hier eine teilweise Sperrung notwendig werden
könnte.
- Es gab für das weitere Vorgehen aber auch konstruktive Vorschläge wie den, aus geliebten Urlaubssituationen die besten Eindrücke hier
vor der Haustüre zur Anwendung zu bringen (Juliane Runz, siehe dazu Bildvorschläge weiter unten).
Prof. Marius Otto von der HAW Landshut moderierte in dem schwierigen Thema mit großer Souveränität und trug ganz wesentlich zum guten
Gelingen der Veranstaltung bei. In seinem Schlusswort warnte er davor, eine große Schablone auf einen Stadtteil zu legen, aber auch das Einzelfalldenken müsse überwunden werden. Es brauche die Vision
wie auch gleichermaßen die partikulare Berücksichtigung des Einzelfalles. Im Blick auf das Allgemeinwohl müsse diese Balance ausgehandelt werden. Es stimme ihn aber zuversichtlich, dass nicht zu
hören war, alles solle bleiben, wie es ist.
Es sei hier noch ausdrücklich auf die Besprechung der Veranstaltung von Uli Karg in der Landshuter Zeitung vom 24. Okt. 2025
verwiesen (siehe unten). Ein ganzseitiger Artikel dazu erschien nun auch in der Wochenend-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung 25./26.10.2025 von Silke Wichert, Alles super, oder was? Autofrei, grün und
mit viel Platz für die Bewohner: Vor zehn Jahren bewilligte Barcelona den ersten "Superblock", seitdem begeistert das Konzept die Menschen weltweit. Ein Gespräch mit den Machern - und die Frage,
warum die Idee ins Stocken gerät. (S. 62)
Best-of-Beispiele: das hat uns an Urlaubsorten besonders gut gefallen
Lösungen, die man auch hier bei uns umsetzen könnte
(nach der Idee von Juliane Runz. Wir bitten um weitere Vorschläge:
kontakt@nikolaviertel.de)
Erste Reihe: Elisabeth Haslauer hat in Wien die Zieglergasse gut gefallen / Im Wiener Servitenviertel gab es auch
Wohlfühlorte
Zweite Reihe: Breite Radwege und deutliche Markierungen in Berkeley, Ca. / Eine grüne Oase: Urban Gardening in San
Francisco
Marcel Thielitz' Konzept - ein dickes Brett
Das Nikolaviertel, das Viertel mit der höchsten Verdichtung in Landshut, erstickt bereits jetzt im Verkehr. Und es wird weiter
verdichtet. Die im WS 24/25 an der TU München bei Prof. B. Boucsein, School of Engineering and Design eingereichte Master Thesis „Begegnungsort Nikolaviertel. Wie Vernetzung das Viertel belebt“ von
Marcel Thielitz stellt eine Vision zur Abhilfe zur Diskussion: Zentral ist die Idee, den Verkehr im Viertel auf wenige Durchfahrtsstraßen zu begrenzen, um die innerhalb dieser „Superblocks“ -
"Miniblocks" ist vielleicht der geeignetere Begriff - liegenden Bereiche zu entlasten.
Marcel Thielitz' Vorstellung bei der Veranstaltung am 22. Okt. 2025 in der METIS (Jägerwirt) sollte eine Präsentation des
Superblock-Konzepts nach dem bekannten Vorbild von Barcelona als Leitbild sein, das für die einzelnen Veränderungen von den Bewohnern der Teilbereiche im gegenseitigen Austausch
ausgehandelt werden soll. Wir haben nun mit einem Teilbereich begonnen: dem Areal "A" westlich des Bismarckplatzes und südlich der Johannisstraße bis hin zur Luitpoldstraße.
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Ein Leitbild für die Zukunft?
Alle im Viertel klagen über die große Parkplatznot in diesem am stärksten verdichteten Stadtlteil in Landshut. Und als dann im Stadtrat
vor einigen Jahren ein Parkraumregulierungskonzept beschlossen wurde, konnte es nicht umgesetzt werden, weil einige wenige sich benachteiligt fühlten. Aber die Probleme werden noch weiter zunehmen,
denn die Verdichtung ist noch nicht zu Ende. Mit der Verkehrsbelastung kann es also nicht so weitergehen. Es bedarf eines
weitsichtig angelegten Konzepts, auf das sich die Gesamtgesellschaft im Viertel und in ganz Landshut verständigen müßte.
Der junge Bruckberger Urbanist Marcel Thielitz hat nun in seiner Masterarbeit „Begegnungsort Nikolaviertel. Wie Vernetzung das Viertel
belebt“ an der TU München eine Vision vorgelegt, die erstmals in Barcelona zur Anwendung kam (2016) und seither in einigen größeren Städten wie Berlin, Hamburg, Leipzig und Stuttgart - oft auch heiß
diskutiert - schon wesentlich zur Verkehrsberuhigung beigetragen hat: das Konzept der „Superblocks“. Mit Hilfe von Modulelementen und Beschränkungen der Zufahrt in die inneren Wohnbereiche wird der
Verkehr dahingehend reguliert, dass die Ströme in den größeren Achsen verbleiben und keine Querungen durch diese Wohnbereiche mehr möglich sind.
Das geht nicht von heute auf morgen und bedarf einer längerfristigen Strategie, wofür der Stadtrat schon einigen Mut aufbringen müßte.
Aber was wäre die Alternative? Wir können und wollen nicht tatenlos zusehen, wie der Verkehr sich immer weiter in-tensiviert und
die Wohnqualität in den Quartieren sich zunehmend verschlechtert. Es geht um Alternativen zum Gegenwärtigen. Um ein positives Zukunftsbild für unser Viertel. Den Versuch ist es auf jeden Fall
wert.
Johann Haslauer, AG3 Soziale Stadt Nikola
Hier eine Auswahl von Links zu "Superblock"-Aktivitäten in Deutschland:
Berlin: https://www.kiezblocks.de
Hamburg: https://www.citiesforfuture.de/superb-eimsbuettel
https://kursfahrradstadt.de/lebenswerte-stadt-hamburg-superbuettel-superbuettel
Leipzig: https://superblocks-leipzig.de
https://www.leipzig.de/umwelt-und-verkehr/verkehrsplanung/verkehrskonzepte/superblocks
Stuttgart: https://www.superblock-west.de
Wiesbaden: https://www.rheingauviertel.org
Hildesheim: https://www.hildesheimwillradfahren.de/konzept
Hildesheim wäre mit 100.000 Einwohnern eine Stadt die man mit Landshut noch am ehesten vergleichen könnte.
Interessant die Prüfung des ADFC, ob der Superblock überhaupt auf Deutschland angewendet werden
kann: werden https://www.adfc.de/artikel/fuer-mehr-lebensqualitaet-die-superblocks-in-barcelona
Und hier ein aussagekräftiger Artikel, veröffentlicht vom Deutschen Institut für Urbanistik:
"Superblocks – Zwischen Verkehrsberuhigung und nachhaltiger Transformation des öffentlichen Raumes. Ergebnisse des
Forschungsprojektes TuneOurBlock" (2024). www.difu.de